Meinem Vormund

In früher Jugend lernte ich
Des Schicksals Macht schon kennen;
Die lieben Eltern mußten sich
Auf ewig von mir trennen.

Der Vater zeigte mir bewußt
Des Lebens Ernst und Sorgen,
Doch spürt ich auch der Kindheit Lust
Und war bei ihm geborgen.

Sollt ich nun plötzlich ganz allein
In dieser Welt bestehen,
Den Pfad durch loses Felsgestein
Am Rand des Abgrunds gehen?

Du warst sofort dazu bereit,
Mir Deine Hand zu geben;
Von Dir bekam ich das Geleit
Für meinen Weg im Leben.

Du hast, ich brauchte das so sehr,
Mir Fehlendes ersetzt,
Und wurdest mir, was gibt es mehr,
Zum guten Freund zuletzt.

Heut ist der Tag, an dem ich nun
Wohl mündig bin an Jahren;
Kann dadurch unser beider Tun
Veränderung erfahren?

Was wir so fest in uns geprägt,
Kann kein Gesetzt entweihen;
Die Saat, die Du in mich gelegt,
Ich wünsch, sie mög gedeihen.

Am heutgen Tage sage ich
Besonders herzlich Dank,
Als Schuldner fühl und weiß ich mich
Mein ganzes Leben lang.

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