Freunde fürs Leben

Einundzwanzig grad geworden,
Zog ich fort von hier gen Norden,
Bin nach Kanada gefahren,
Um dort Geld mir zu ersparen,

Das als Grundstock dienen sollte,
Weil ich wiederkommen wollte,
Um mit gutem Selbstvertrauen
Ein Geschäft mir aufzubauen.

Doch der Lohn war so bemessen,
Daß er reichte für mein Essen,
Und der Rest ging drauf fürs Zimmer,
Sparen konnt ich nie und nimmer.

Wenn sich da nichts ändern würde;
Schließlich nahm ich diese Hürde,
Indem ich was ausprobierte,
In der Zeitung inserierte:

„Gegen Unterkunft, Verpflegung,
Dies ist wert der Überlegung,
Übernehm ich Haushaltspflichten,
Wird nach Ihrem Wunsch mich richten,

Ihre Kinder gern betreuen,
So, daß Sie es nicht bereuen.“
Ein Herr Benshir hat’s gelesen,
Das nun ist mein Glück gewesen;

Ich wurd in sein Haus gebeten,
Hab es kurz darauf betreten,
Dann verständlich, man wollt schauen,
Ob man mir könnt wirklich trauen.

Erstmals spürt ich die Barriere,
Nämlich, daß ich Deutscher wäre.
Sie bestand aus gutem Grunde,
Aus berufnem Munde

Hört ich, welches Leid vor Jahren
Der Familie widerfahren.
Auschwitz! Eltern, ihre lieben,
Warn für immer dort geblieben,

Und ich fühlte mich verraten
Durch der Schreckensherrschaft Taten;
Doch sie reichten mir die Hände,
Meine Suche fand ein Ende.

Ich durfte bei den Benshirs bleiben,
Konnte ich nach Hause schreiben.
Ihre Kinder, diese beiden,
Mochten mich von Herzen leiden.

Meinen Lohn, den konnt ich sparen
Bis ich heimwärts bin gefahren,
Doch weit mehr wurd mir gegeben,
Wir warn Freunde nun fürs Leben.

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